Impfstofe und Nebenwirkungen
Seit der Einführung der Pockenschutzimpfung Anfang des 19. Jahrhunderts gibt es Impfgegner. So auch heute. Immer wieder werden „ungeklärte” Todessfälle mit Impfungen in Verbindung gebracht, wie erst unlängst bei einer Gebärmutterhalskrebs-Impfung. Mangelnde Wirksamkeit der Impfungen und beobachtete Nebenwirkungen sind Hauptargumente der Impfgegner damals und heute.
Heute stehen meist weltanschaulich begründete Ablehnungen im Vordergrund, sowie das Vertrauen in fragwürdige Behandlungskonzepte. Impfgegner können Eltern, die aus Sorge um das Wohl ihrer Kinder diversen Gesundheitsratschlägen mit Skepsis begegnen, oft sehr verunsichern. Denn wenn einer jungen Mutter eine Freundin erzählt, sie habe eine Bekannte, die ihre Kinder nicht impfen habe lassen, und dass diese auch nicht krank geworden seien, oder wenn ein junger Vater in einem Internet-Forum liest, die Masernimpfung verursache Autismus, wird das die Eltern womöglich davon abhalten, ihre Kinder impfen zu lassen.
Denn es ist bekannt, dass Nichtmediziner in Gesundheitsfragen eher Informationen von sozialen Kontaktpersonen und Medien beziehen, Experten hingegen ihrem fachlichen Wissen und epidemiologischen Studien vertrauen.
Dass hierzulande zum Glück auch ungeimpfte Kinder sehr selten an gefährlichen Erkrankungen wie Diphtherie oder Poliomyelitis erkranken, liegt einfach daran, dass die Erreger dank der Impfprogramme zurückgedrängt worden sind und es aufgrund der weiter bestehenden hohen Durchimpfungsraten auch bleiben.
Ungeimpfte profitieren also vom Impfschutz der anderen Gesellschaftsmitglieder. Andererseits gefährden sie als (oft gesunde) Krankheitsüberträger Menschen, die durch bestimmte Erkrankungen besonders gefährdet sind – etwa Schwangere durch Röteln oder Alte durch Keuchhusten.
Nebenwirkungen
Natürlich ist kein Impfstoff zu 100 Prozent wirksam oder frei von Nebenwirkungen. Der Nutzen aller derzeit in Österreich allgemein empfohlenen Impfungen ist allerdings um ein Vielfaches höher als das Risiko einer Nebenwirkung. Dies lässt sich wissenschaftlich belegen.
Um jedem Verdacht einer Impfnebenwirkung nachgehen zu können, wurden hierzulande eigene Meldesysteme eingerichtet, zudem riesige Datenbanken, in denen derartige Vorkommnisse dokumentiert werden. Es gibt kaum eine andere medizinische Maßnahme, die derart abgesichert wird, da die Verantwortung bei Eingriffen an (in der Regel) gesunden Kindern besonders groß ist.
Die meisten bei Impfungen wahrgenommenen Nebenwirkungen sind allerdings normale Impfreaktionen, also Anzeichen eines aktiv gewordenen Immunsystems, wie etwa Rötungen und Schwellungen an der Einstichstelle oder auch vorübergehendes Fieber. Nach einer Impfung beobachten Eltern ihr Kind zudem meist auch kritischer, und oft wird ein Ereignis, das auch ohne den medizinischen Eingriff aufgetreten wäre, in zeitlicher Nähe zu einer Impfung als vermeintliche Nebenwirkung registriert.
Zur Erläuterung: Wenn ein Kind an einem Tag einen Apfel isst und am nächsten Tag eine Erkältung hat, wird diese höchstwahrscheinlich nicht vom Apfel stammen.
Ebenso wird ein Husten am Tag nach dem Impftermin eher von einer einfachen Erkältung stammen als durch die Impfung verursacht sein.
Blickpunkt 217 vom 24. April 2008