Bauer mit sozialer und kultureller Kompetenz

Unlängst feierte der Landwirt mit Meisterbrief und konzessionierte Gastwirt Raphael Pliemitscher seinen 60. Geburtstag. Der "Regionalentwickler" aus Eberstein hat in den letzten Jahrzehnten maßgeblich einige Projekte umgesetzt darunter den Regionalverein "Norische Region", und die Region "Mittelkärnten", sowie das "Kärntner Blondvieh" wieder heimisch gemacht.
Blickpunkt: Wie fühlt man sich wenige Tage nach dem 60er?
Pliemitscher: Im Rahmen der Geburtstagfeierlichkeit habe ich einen guten Spruch über das Älterwerden gehört: Alt werden ist wie Bergsteigen, je höher umso beschwerlicher wird es. Aber je höher man steigt und je älter man wird umso weiter sieht man und ich kann für mich nur hinzufügen umso gelassener sieht man auch die Dinge.
Wie siehst Du Dich heute, wenn Du kurz Bilanz ziehst?
Pliemitscher: Heute würde man im Zusammenhang mit den EU-Förderungen Regionalentwickler dazu sagen. Eigentlich bin ich Bauer und nicht Landwirt. Der Unterschied besteht in der sozialen und kulturellen Kompetenz, die Bauern im Unterschied zu den Landwirten haben. Es ist manchmal nicht leicht verschieden denkende Menschen an einen Verhandlungstisch zu bringen, Leute zusammenzuführen um letztlich ein gemeinsames Ziel, von dem alle profitieren, zu erreichen. Es hat oft zehn Jahre gebraucht bis wir ein einem Strick gezogen haben, bei der Errichtung von Forstwegen oder Wegbauten auf die Almen in meiner damaligen Funktion als Obmann einer Agrargemeinschaft, aber meistens haben wir einen gemeinsamen Weg gefunden.
So richtig begonnen hat es mit der Entwicklung der "Norischen Region" oder?
Pliemitscher: Ja, es war eine harte Zeit damals, als Hüttenberg seine Produktionsstätten schließen müsse. Bis nach Eberstein hat man den Verlust der Arbeitsplätze gespürt. Dieses Ereignis hat zahlreiche Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Kultur und Politik an einen Tisch gebracht und so wurde ein Arbeitskreis von Ökoproduzenten gegründet, der Grundstein zur "Norischen Region" gelegt. Mittlerweile hat diese Region St. Veit erreicht und mit dem "Hemmaland" und der "Holzstraße" wurde die Region Mittelkärnten geschaffen.
Blickpunkt: Hat die Wiederentdeckung des Blondviehs als typisch Kärntnerische Rinderrasse ebenfalls von Deinen Hof seinen Ausgang genommen?
Pliemitscher: Wir hatten selbst noch ein paar Stück Blondvieh im Stall, da habe ich begonnen die Zucht zu organisieren und das Gen-Erhaltungsprogramm initiiert um den Fortbestand der vom Aussterben bedrohten Rasse zu verhindern. Bei der nächsten Sitzung werde ich meinen Obmannposten beim Blondviehverband zurücklegen, da ich kein aktiver Züchter mehr bin, weil ich meinen Hof bereits an meinen Sohn verpachtet habe.
Hattest Du nie Lust in die höhere Politik einzusteigen?
Pliemitscher: Ich war ein paar Jahre im Gemeinderat und man hat mich auch gefragt, ob ich mich mehr engagieren will, aber die hohe Politik war nie mein Ziel. Es gibt auch außerhalb der Politik genug zu tun, genug Arbeit für unsere Region. Erst unlängst haben wir die Wasserraststätte zwischen Mirnigg und St. Oswald eingeweiht und hoffe, dass mein Herzenswunsch etwas auf dem Energiesektor etwas bewegen zu können. Biomasse, Solarenergie und Photovoltaik wie es in der Gemeinde Diex bereits geschieht muss in nächster Zeit für die Bauherren noch attraktiver werden, damit wir von Erdöl unabhängiger werden und unsere Umwelt verbessern.