Warnung vor Drogenmischkonsum
Landesrat Dr. Peter Kaiser warnt: Todesfälle durch sogenannte Partydrogen meistens auf Mischkonsum zurückzuführen – Neues Präventionsmaßnahmenpaket wird erarbeitet
Im noch jungen Jahr 2009 starben bereits vier Kärntner an den Folgen ihres Drogenkonsums, das sind gleich viele wie im gesamten Jahr 2008. "In allen acht Fällen war der Grund für den Tod die gleichzeitige Konsumation von verschiedenen Drogen", weiß Gesundheitsreferent LR Peter Kaiser und warnt eindringlich vor einem verstärkt um sich greifenden Mischkonsum: "Jugendliche glauben, sich Stimmungen quasi auf Knopfdruck bestellen zu können. Sie konsumieren aufputschende Substanzen um 'Party machen' zu können und gleichzeitig beruhigende Substanzen um wieder 'runter zu kommen'. Sie halten sich für unsterblich und blenden die Gefahren aus. Doch auch jugendliche Körper halten diese Belastungen nicht aus", so Kaiser.
Da es sehr schwierig ist, diese riskant konsumierenden Jugendlichen mit herkömmlichen Präventionsmaßnahmen zu erreichen, hat der Gesundheitsreferent die Landesstelle Suchtprävention beauftragt, diesem Thema einen Schwerpunkt zu widmen. Ein Maßnahmenpaket wird gerade erarbeitet und demnächst präsentiert.
Unter Mischkonsum versteht man den gleichzeitigen oder zeitlich kurz aufeinanderfolgenden Konsum von zwei oder mehreren verschiedenen Drogen. Zu beachten ist, dass auch Alkohol eine Droge ist. "Bei Mischkonsum verändern sich die Einzelwirkungen der Drogen. Es entsteht eine neue Gesamtwirkung, die das Risiko eines unkalkulierbaren Rauschzustands birgt und die Gefahr gesundheitlicher Schädigungen stark erhöht", erklärt Barbara Drobesch von der Landesstelle für Suchtprävention. Hinzu komme, dass die Wirkung einer Substanz unterschiedlich rasch eintritt. "Wenn hier sofort nochmals konsumiert - sprich 'nachgelegt' - wird, potenziert sich das Risiko noch", so Drobesch. "Eins plus eins ergibt hier nicht einfach zwei, sondern ein unvorhersehbares mitunter auch lebensbedrohendes Resultat", ergänzt Kaiser. Generell richten Kaiser und Drobesch die dringende Warnung an alle Jugendlichen, die Finger von unkalkulierbaren illegalen Substanzen zu lassen und auf keinen Fall untereinander oder mit Alkohol zu mischen.
Der Gesundheitsreferent geht auch auf den Fall jener sieben Schüler im Alter von 13 bis 15 Jahren ein, die vergangenen Mittwoch schwer alkoholisiert zum Nachmittagsunterricht an einer Villacher Schule erschienen sind. Er kündigt einen entsprechenden Handlungsleitfaden für Kärntens Schulen an. Erarbeitet wurde dieser in einer Fachtagung zum Thema "Alkoholmissbrauchende SchülerInnen". Die Landesstelle Suchtprävention hat diese im November 2008 gemeinsam mit dem Landessschulrat für Kärnten und der Abteilung Schulpsychologie und Bildungsberatung veranstaltet. "Damit soll sicher gestellt werden, dass bei alkoholbedingten Zwischenfällen rasch und kompetent gehandelt werden kann", erklärt Kaiser. Einmal mehr verweist er auch auf die vorbeugenden Angebote der Landesstelle Suchtprävention, die allen Schulen zur Verfügung stehen.
Einige Beispiele für die Risiken von Mischkonsum:
Medikamente und Alkohol
Unerwünschte Wechselwirkungen mit Alkohol können bei den meisten verschreibungspflichtigen und rezeptfreien Medikamenten wie zum Beispiel einem Grippemittel oder Hustensirup auftreten. Alkohol kann die beabsichtigte Wirkung eines Arzneimittels verändern, schmälern oder verstärken. So kann Alkohol die dämpfende Wirkung von Medikamenten verstärken; dies gilt für Schlaf- und Beruhigungsmittel, Opiate oder Neuroleptika zur Behandlung von Psychosen. Alkoholisches kann zudem den Abbau von Medikamenten beeinflussen. Sind spezifische Daten für Alkohol bekannt, sind diese in der Arzneimittelinformation aufgeführt.
Ecstasy und Alkohol
Die Austrocknung des Körpers wird verstärkt. Alkohol ist kein Durstlöscher, sondern entzieht dem Körper Wasser! Durch die starke Erhöhung der Körpertemperatur und den Flüssigkeitsverlust besteht das Risiko, den Körper zu überhitzen. Es kommt zu einer starken Belastung der Organe. Übelkeit und Erbrechen oder gar ein Kreislaufkollaps können eine Folge davon sein.
Cannabis und Alkohol
Auch hier ist es vor allem die austrocknende Wirkung, die zu Problemen führen kann. Durch Alkohol wird dem Körper Flüssigkeit entzogen, der Effekt der Austrocknung wird gesteigert. Hinzu kommt: Das Risiko von Straßenverkehrsunfällen ist schon bei wenig Cannabis plus wenig Alkohol stark erhöht!
Ecstasy und Cannabis
Cannabis wirkt dämpfend und vermindert die aktivierende Wirkung von Ecstasy. Werden Ecstasy und Cannabis gemischt konsumiert, kommt es zu einer starken austrocknenden Wirkung. Hitzschlag- und Herzinfarktgefahr.
Ecstasy und Speed
Die „einfühlsame“ Wirkung von Ecstasy wird durch Speed vermindert oder gar verhindert. Die Substanzen wirken beide aufputschend und verstärken sich gegenseitig. Dadurch wird der Kreislauf stark belastet. Es kommt zu einem starken Anstieg des Blutdrucks und der Herzfrequenz.
Ecstasy und Medikamente
Der Mischkonsum von Ecstasy mit bestimmten Medikamenten erhöht die gesundheitlichen Risiken. Das gilt insbesondere für Antidepressiva und Anti-HIV-Medikamente. Sehstörungen, Blutdruckprobleme oder gar Hirnblutungen sind möglich.
GHB und Alkohol
Die Kombination von Alkohol mit GHB (Gammahydroxybutyrat oder „Liquid Ecstasy“) verstärkt schon in kleinen Mengen die atemlähmende Wirkung. Diese kann zu völliger Bewusstlosigkeit und sogar zum Tod führen. Es gibt noch viele andere Kombinationen, die gefährlich sind. Wenn man sich entscheidet, überhaupt Drogen zu konsumieren, sollte man wenigstens auf einen Mischkonsum verzichten!