Das Pfauenauge meidet asiatisches Springkraut
Klimaerwärmung - global warming - ist heute in aller Munde und man sucht auch eifrig nach Auswirkungen auf die heimische Tier- und Pflanzenwelt. Dabei rührt die drastischste Veränderung hierzulande direkt aus Menschenhand. Die durch unsere Vorfahren bzw. Bauern geschaffene Kulturlandschaft ermöglichte es erst vielen Pflanzen und Tieren hier heimisch zu werden. Mag. Bernhard Gutleb, Leiter der Unterabteilung Naturschutz in der Landesregierung zum Thema "global warming".
Ein knappes Drittel der bei uns vorkommenden Arten ist direkt und indirekt von unserer nachhaltigen Bewirtschaftung abhängig, von vielen Orchideen über Insekten bis hin zu den Fledermäusen. Dabei haben nicht alle unsere Handlungen der Artenvielfalt gedient, die Förderung der Fichte im Waldbau bis hin zu Fichtenmonokulturen in Tallagen, wo ursprünglich überhaupt keine Fichte anzutreffen war, sei ein Beispiel dafür.
Die Verbreitung von Tieren und Pflanzen auf unserem Globus wird durch deren Ansprüche und durch limitierende Faktoren der Umwelt geregelt. Für viele Arten ist die im Jahresverlauf tiefste Temperatur viel entscheidender als leicht wärmere Sommer. 25 Grad unter Null wie sie alle paar Jahre immer noch bei uns vorkommen verunmöglichen oder verlangsamen die Zuwanderung, das Eindringen südlicher Elemente in unseren Lebensraum stärker als es etwaige höhere Jahresdurchschnittstemperaturen fördern könnten. Kaum hat sich die eine oder andere südliche Tierart bei uns niedergelassen kommt ein schneereicher Winter wie jener 2006/2007 und rafft wieder alle nicht an diese Verhältnisse angepasste Arten dahin.
Blinde Passagiere
Auch in der jüngeren Geschichte war es in einer zweiten Welle nach der 10.000 Jahre zurückliegenden neolithischen Revolution (Sesshaftwerdung, Ackerbau, Lebensraumveränderungen…) vor allem der Mensch selber direkt und weniger hypothetische Veränderungen wie die Klimaerwärmung und ihre vermeintlich menschlichen Ursachen, der massiv Veränderungen in der Verbreitung der Arten verursacht hat. Diesmal hat er nicht nur die vorhandene Artenzusammensetzung verschoben sondern hat teils unbewusst, häufig aber mit Absicht, Arten aus weit entfernten Regionen der Welt eingeführt. Mit der Spanischen Wegschnecke hat wohl jeder Kärntner Gartenbesitzer seine leidvollen Erfahrungen gemacht, sie kam als blinder Passagier mit Gemüseimporten zu uns. Die für eine spanische Schnecke bei uns paradiesischen Regenfälle bescheren ihr ungeahnte Vermehrungsmöglichkeiten. Das asiatische Springkraut verdrängt am Rande von Feuchtflächen zusehends die vormals hier dominante Brennnessel. Das Springkraut wurde tatsächlich wegen ihrer hübschen Blüten im Gartenbau eingesetzt, allerdings sitzt auf ihnen selten ein Schmetterling, weil neben anderen Arten auch die Raupen des Tagpfauenauges auf Brennnessel als Futterpflanze angewiesen sind. Viele Zusammenhänge in der Natur werden von uns nicht erkannt und die bequemste Antwort ist dann die Zurückführung auf eine einzelne Ursache.
Rückeroberungen
Die Auswirkungen von klimatisch wärmeren Phasen werden wie eingangs beschrieben zumeist überschätzt oder Vorgänge vereinfacht diesem durchaus natürlichen Phänomen zugeschrieben. Wenn derzeit vielerorts die Waldgrenze steigt ist das weniger ein Zeichen einer Erwärmung als vielmehr die Rückeroberung von ursprünglich für Weidezwecke erweiterter Almflächen durch Bäume. Wärmeempfindliche Arten, oft Relikte aus der letzten Eiszeit mit den nächsten verwandten Arten in Skandinavien, steigen in wärmeren Jahrzehnten einfach in ihrer Höhenverbreitung nach oben und werden in Kältephasen, oft kleine Eiszeiten genannt, nach unten gedrängt.
Hausgemachter Artenschwund
Anstatt sich auf das "schicksalhafte global-warming" auszureden, sollte man den hausgemachten Artenschwund vor Ort eindämmen. Damit kann man sehr viel erreichen und hätte vor allem auch dann etwas vorzuweisen, wenn sich die Medienhysterie um die Klimaerwärmung gelegt hat und in den Archiven eingemottet wird wie andere überspitzte "Prophezeiungen", das Waldsterben durch sauren Regen als Beispiel. Welche Kärntner Tierart durch Reduktion des CO2 Ausstoßes gerettet werden könnte bleibt unklar, welche dutzende Arten durch Erhalt feuchter Mäh- und Weideflächen, ungedüngter Trockenrasen und ähnlicher Sonderstandorte überleben können ist hinlänglich bekannt und oft mit einfachen Mitteln regional lösbar, darauf sollten wir uns konzentrieren. Welche Arten sich tatsächlich aufgrund der seit einiger Zeit beobachtbaren warmen Jahre bei uns eingefunden haben bleibt Theorie, selbst die viel zitierte Wespenspinne hat ihren Zuzug aus Südosteuropa vor gut 30 Jahren begonnen, lange vor der so genannten Klimaerwärmung.
Irgendwie ist aber mit unserer Geschichte wiederkehrender Eiszeiten und Warmphasen der beinahe als Forderung formulierte Wunsch nach stets gleichem, stabilem Klima für sich schon absurd. Noch dazu wenn man bedenkt, dass wir auf einem verhältnismäßig kleinem Planeten sitzen der sich mit etwa 1500 km/h um die eigene Achse dreht, zusammen mit seinem Mond mit etwa 100.000 km/h um die Sonne rast und als Teil dieses Sonnensystems mit etwa 800.000 km/h durch unsere Galaxie schießt.