Die VIERTE Macht
Die Medien gelten in Demokratien westlicher Prägung als vierte Macht im Staate, als Kontrolle der Mächtigen, nicht so in Österreich.
Ein fast 90-jähriger Greis ist anscheinend der Meinung, dass in unserer Alpenrepublik alle Macht von der „Kronen Zeitung“ ausgehen soll.
Diesem Lebensziel ist Hans Dichand schon sehr nahe gekommen. Seit Wochen führt er die SPÖ am Gängelband. Eine ehemals staatstragende Partei mit 100-jähriger Tradition lässt sich in die Niederungen des Boulevards hinab, in der Hoffnung, bei der Nationalratswahl nicht im politischen Niemandsland zu verschwinden.
Wo sind sie geblieben, die Gutmenschen sozialdemokratischer Prägung, die damals ob der „blauen“ Regierungsbeteiligung den Untergang des Abendlandes heraufdämmern sahen.
Medienkratie und Berlusconisierung, heraufbeschworen durch die Österreichische Kronenzeitung-Partei, stellt für sie keine Demokratiegefährdung dar, schließlich geht es nur um eines, weiter an den Hebeln der Macht und bei den vollen Futtertrögen zu sitzen.
Jörg Haider galt bisher als Meister des Populismus und als Herr der Biertischatmosphäre, Werner Faymann hat ihm diesen Rang abgelaufen. Mit einem Unterschied, der Bärentaler war nur Chef an den Biertischen, Faymann versucht sich als Alpen-Berlusconi, ist aber nur eine Marionette eines 87-jährigen Medienzaren.
Am Sonntag ist Wahltag. Es geht um die Zusammensetzung des Nationalrats, aber auch darum, wer wird Österreich in den nächsten Jahren regieren?
Die gewählten Volksvertreter, oder ein fast 90-jähriger Greis, der seine Medienmacht, die sich auf die Kontrolle beschränken sollte, vorsätzlich missbraucht.
Blickpunkt 227 vom 29. September 2008