Der General im Schatten von Sarajevo
Die Landeshauptstadt Klagenfurt hat 24 Ehrenbürger und sieben Ehrenringträger. Darunter befinden sich hauptsächlich Politiker aber auch Künstler wie Thomas Koschat, Josef Friedrich Perkonig und Udo Jürgens. Auf der Homepage der Stadt sind all diese Persönlichkeiten aufgelistet die sich um Klagenfurt besondere Verdienste erworben haben, oder einfach hier lebten. Ein besonders geschichtsträchtiger Ehrenbürger ist Feldzeugmeister Oskar Potiorek.
Auf der Internet Enzyklopädie Wikipedia kann man nachlesen: Oskar Potiorek (geboren am 20. November 1853 in Bleiberg, gestorben am 17. Dezember 1933 in Klagenfurt) war ein österreichisch-ungarischer Offizier, der vor allem im Zusammenhang mit den Attentaten auf Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie am 28. Juni 1914 in Sarajevo bekannt wurde. Das Thronfolgerpaar wurde getötet, der Doppelmord war Auslöser des Ersten Weltkrieges. Attentäter Gavrilo Princip gab nach seiner Verhaftung zu Protokoll, dass er auch den Feldzeugmeister Oskar Potiorek töten wollte.
Potiorek war zum damaligen Zeitpunkt einer der mächtigsten Militärs in der k.u.k. Doppelmonarchie. Der Sohn eines Bergbaubeamten besuchte die Technische Militärakademie (Genieabteilung) und die Kriegsschule. 1871 trat er seinen Truppendienst als Leutnant an und kam 1879 in den Generalstab, wo er ab 1886 im Büro für operative und besondere Generalstabsangelegenheiten arbeitete und schließlich 1892 zum Chef dieses Büros aufstieg. 1902 ernannte ihn Kaiser Franz Joseph zum stellvertretenden Generalstabschef in Wien und 1907 zum Kommandierenden General von Graz. 1910 übernahm Potiorek das Amt des Armeeinspektors in Sarajewo, ab 1911 bekleidete er das Amt des Landeschefs von Bosnien-Herzegowina. Er war quasi in Doppelfunktion sowohl ziviler als auch militärischer Oberbefehlshaber dieser Provinz.
Im Juni 1914 bereisten Franz Ferdinand und Sophie auf Einladung von Oskar Potiorek Bosnien, wo unter seinem Kommando Manöver abgehalten werden sollten. Beim Attentat durch Gavrilo Princip am 28. Juni befand sich der Militär mit dem Thronfolgerpaar in der Limousine des Grafen Harrach blieb jedoch beim Attentat unverletzt, ebenso wie Franz Graf Harrach und der Fahrer Leopold Lojka. Noch am Vorabend der Morde wurde in Erwägung gezogen aus Sicherheitsgründen auf den Besuch von Sarajewo zu verzichten, der Erzherzog wollte vorzeitig abreisen. Feldzeugmeister Oskar Potiorek lehnte aus Sorge um sein eigenes Prestige den Wunsch des Thronfolgers ab. Eine folgenschwere Fehlentscheidung.
Ungeachtet dieser Katastrophe wurde Potiorek zunächst im Amt belassen und mit Beginn des Ersten Weltkrieges, der durch diesen Doppelmord ausgelöst wurde, zum Oberbefehlshaber über alle Balkanstreitkräfte der Habsburger-Monarchie ernannt. Bis Weihnachten 1914 leitete der Klagenfurter Ehrenbürger den Rachefeldzug am Balkan gegen die serbische Armee und wurde nach schweren Niederlagen bei Cer und Kolubara mit Wirkung vom 1.1.1915 von all seinen Ämtern enthoben. Einer seiner Offiziere erinnerte sich: "Am heiligen Abend 1914 erschien zu unserer allergrößten Überraschung der Feldzeugmeister erstmalig in der Offiziersmesse, reichte jedem wortlos die Hand. Dann reiste er in sein Domizil nach Klagenfurt."
Redaktion: Gerhard Klinger
Erstmals veröffentlicht: 2008 auf www.blickpunkt.cc