BeDEUTUNGslos
Dass Kärnten seit nunmehr zehn Jahren im Handballsport in die Zweitklassigkeit und somit in die überregionale Bedeutungslosigkeit verschwunden ist hat viele Ursachen, doch zahlreiche Gründe sind hausgemacht.
Lino Cerva, aktuell Trainer der kroatischen Nationalmannschaft, und einer der anerkanntesten Handballexperten weltweit, hat einst, als er mit der damaligen Klagenfurter Spielgemeinschaft in die oberste Spielklasse aufgestiegen ist, sinngemäß gemeint, dass sich die Funktionäre professionalisieren müssen und ein erstklassiges Umfeld gestalten sollten, damit diese Erstklassigkeit auch bewahrt werden kann.
Doch was ist im letzten Jahrzehnt geschehen im Kärntner Handball um diese Erstklassigkeit wieder zu erreichen? Nichts, absolut nichts.
Zwar träumen unsere Zweitligisten jedes Jahr wieder vom Aufstiegs Play-off und davon den Sprung unter die Top-10-Mannschaften in Österreich zu schaffen, aber das sind nur Wunschträume.
Die Realität sieht nüchtern betrachtet so aus, dass die Kärnten Vereine nicht reif sind für die HLA weder vom der Organisation noch von der Infrastruktur her.
Talente gibt es bei uns genug, wie letztlich auch der Jahrgang 1990 beweisen hat, der stets unter den Top 3 bei den Nachwuchs-Bundesländercup-Turnieren klassifiziert war. Doch dann bleiben unsere Talente „hängen“, entwickeln sich nicht weiter. In den Kampfmannschaften verstellen ihnen alte Spieler und überflüssige Legionäre den Weg sich zu entwickeln. Jene die den Sprung zu Spitzenspielern geschafft haben, die mussten notgedrungen „auswandern“, damit sie ihre wahren Fähigkeiten zeigen konnten. Dean Pomorisac, Leopold Wagner, Florian Laggner, Marian Klopcic schafften bei ihren neuen Klub außerhalb Kärntens den Durchbruch, sind in der HLA bzw. Bundesliga Stammspieler ebenso wie Markus Göschl, Bernd Friede, Goran Pajicic, Wolfgang Fürstler, Markus Töfferl und Helmut Gruber. Ein Zeichen dafür, dass es mit der Trainerqualität in Kärnten nicht stimmt. Übungsleiter ohne Ausbildung wurden jahrelang auf den Nachwuchs losgelassen, die technische Grund-Ausbildung der Spieler liegt total im Argen.
Eine weitere Baustelle des Kärntner Handballs ist die Infrastruktur. Um überregional erfolgreich zu sein fehlt es an Hallenzeiten für Training und Spiele. Die Kunststoff-Böden in Viktring und Ferlach sind zwar leichter zu pflegen aber Gift für die Gelenke der Spieler. In St. Ruprecht gibt es zwar einen gelenkefreundlichen Parkettboden, der SVVW ist dennoch abgestiegen. Kein Wunder musste doch der B-Ligaklub mit drei Trainingszeiten pro Woche und dies Montag, Mittwoch, Freitag auskommen. Vom Umfang her nicht einmal landesligareif. Jetzt in der Regionalliga weiß der SVVW nicht wo er spielen wird. Wie immer in den letzten Jahren war die Halle im Sommer für den Trainingsbetrieb nicht verfügbar und jetzt droht der nächste Schnitt. In St. Ruprecht soll es wieder verboten sein mit „Picke“ zu spielen, jenem technischen Hilfsmittel das Handballer verwenden um den Ball besser zu kontrollieren.
Das Pickeverbot wird ausgerechnet von jenem Hallenwart vorangetrieben, der seit Jahrzehnten mit an der Spitze im Kärntner Handballverband steht.
Womit wir bei der nächsten hausgemachten Ursache für das Dahinsiechen des Kärntner Handballs sind, den Funktionären des Verbandes, die den KHV eher als Sparverein, denn als nachwuchsorientierten Fachverband führen.
Wären wir in Tirol, könnte man Andreas Hofer zitieren: „Mander esch ischt Zeit …“