Der österreichische Ernährungsbericht 2008 liest sich wie ein Kriminalroman, wenn die Hintergründe kritisch beleuchtet werden. Alle Altersgruppen, egal ob Kleinkind oder Großvater, nehmen täglich um durchschnittlich 25 Prozent zu viel Fett zu sich. Schuld daran ist die unausgewogene Fettauswahl mit einem zuviel an gesättigten (tierischen) Fetten und einem zu wenig an pflanzlichen Fetten. Doch das ist nur die halbe Wahrheit, denn am gefährlichsten für die Gesundheit des Menschen, und dies haben Studien weltweit mehrfach bereits beweisen, sind die pflanzlichen Transfette, die nachweislich für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, aber in der Folge auch für Arteriosklerose, Diabetes und Alzheimer verantwortlich sind.
„Gesunde“ Pflanzenfette
Jahrzehntelang hat uns die Nahrungsmittelindustrie erfolgreich eingeredet, dass Pflanzenfette, speziell Margarine, gesünder seien als tierische Fette wie Butter oder Schmalz. An sich eine richtige und auch medizinisch bewiesene Tatsache, wäre da nicht die Härtung dieser pflanzlichen Öle. Bei der industriellen Härtung von Pflanzenölen entstehen Transfette, künstliche Fettsäuren, die aus den ursprünglich ungesättigten, gesunden Fettsäuren gesundheitsgefährdende Transfettsäuren werden lassen. Diese Transfette verhalten sich im menschlichen Stoffwechsel wie pures Gift, so eine Untersuchung der berühmten Havard-Universität.
Aber künstlich gehärtete Öle sind billig, werden nicht ranzig und müssen daher beim Frittieren seltener getauscht werden, haben also für die gierige Lebensmittelindustrie viele Vorteile, allerdings auf Kosten der Gesundheit der Menschen.
Mitte der 90er Jahre erreichte die emotional geführte Diskussion über das mögliche Gesundheitsrisiko der Transfettsäuren, gestützt auf zahlreiche Studien, einen ersten Höhepunkt.
WHO Empfehlungen
In der Folge empfahl die Weltgesundheitsorganisation WHO, dass nicht mehr als ein Prozent der Tagesenergie, die ein Mensch täglich zu sich nimmt, aus künstlichen Fettsäuren stammen soll. In Gewichtswerten sind das 1,5 Gramm für Kinder und 3 Gramm für Erwachsene. Wer morgens ein Croissant zum Frühstück nimmt, mittags einen Burger mit Pommes verschlingt und sich am Abend Mikrowellen-Popcorn als TV-Begleiter einverleibt hat sich mit 8 Gramm „giftigem“ Transfett das Leben erschwert.
Studien in Österreich haben in den letzten Jahren immer wieder bestätigt, dass diese „kritische Menge“ immer wieder überschritten wird. Speziell Kinder sind in dieser Hinsicht gefährdet mit ihrer Vorliebe für Backwaren, Knabbereien und Fastfood.
Ein vor zwei Jahren durchgeführter Test der Arbeiterkammer hat es bestätigt. Jedes fünfte untersuchte Produkt hatte zu hohe Anteile an Transfett. Eine Portion Mikrowellen-Popcorn, so diese alarmierende Studie, enthält bereits 4 Gramm Transfett.
Die EU schläft wieder einmal
Während in Dänemark bereits 2003 quasi ein Transfett-Verbot beschloss, der Verkauf von Nahrungsmitteln mit mehr als zwei Prozent industriell hergestellten Transfettsäuren ist gesetzlich (Haftstrafe) verboten, ist die EU, die sich lieber um Gurkenkrümmungen als um die Gesundheit ihrer Bürger kümmert, auf Tauchstation gegangen. Zwar wurde im 2004 veröffentlichten Report der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA zugestanden, dass Transfett-Säuren das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen erhöhen, aber das war es auch schon. Die USA haben 2006 nur eine zwingende Deklarierung des Transfett-Gehaltes auf den Etiketten der Produkte vorgeschrieben, aber nicht gewagt gegen die Nahrungsmittelindustrie vorzugehen.
Doch bleiben wir in Dänemark, wie hat die Industrie auf das Transfett-Verbot reagiert? Die Proteste der Nahrungsmittelindustrie waren anfangs enorm, es wurde mit Betriebsschließungen, Teuerungen und Boykott gedroht. Doch nach nur einem Jahr war davon nichts mehr zu merken, alle Betriebe haben umgestellt und sogar die dänischen Fast-Food-Ketten verwenden jetzt gesünderes Frittieröl als überall sonst auf der Welt - verlautet es dazu von dänischen Regierungsstellen.
Einem Interview auf Focus-Online kann man folgendes Zitat nachlesen: „Die Margarineproduzenten haben von selbst reagiert, als ihnen klar wurde, dass sie eine Menge Leute mit ihrer scheinbar so gesunden Margarine umgebracht haben“. Dass die Transfette auch als Killerfette bezeichnet werden, beweißt nur, dass es sich um äußerst gesundheitsgefährdende Substanzen handelt.
Österreich als EU-Vorreiter?
Dem Vorbild Dänemark will Österreich demnächst folgen. Gesundheitsminister Alois Stöger kündigte schon im März an: "Künstliche Transfette sind die gefährlichsten Fette. Sie haben in Lebensmitteln keine notwendige Funktion, fördern aber Herzkreislauf-Erkrankungen. Zusätzlich werden Zusammenhänge mit manchen Krebsformen, Diabetes und anderen häufigen Leiden diskutiert". Noch vor dem Sommer, geplant ist der Juni 2009, soll in Österreich ein strengen Grenzwert für Transfette in Lebensmitteln einführt werden. Die "Österreichische trans-Fettsäuren Verordnung" sieht vor, dass ein Inverkehrbringen von Fetten und Ölen in Österreich mit mehr als zwei Prozent Transfettsäuren (TFS) verboten ist. Bei zusammengesetzten Lebensmitteln mit einem Fettgehalt von weniger als 20 Prozent soll ein Transfettsäuregehalt von bis zu vier Prozent erlaubt sein.
Übrigens: Es gibt auch natürliche Transfettsäuren, die in tierischen Fetten von Wiederkäuern vorkommen, im fetten Fleisch von Rindern, Schafen und Ziegen sowie in der Milch und den Milchprodukten dieser Tiere.